Symbolbild Bild: pixabay
Die Zeitumstellung am 31. März bringt längere dunkle Morgenstunden mit sich und führt dazu, dass der Berufsverkehr wieder in die Dämmerungszeit fällt, die gleichzeitig die Hauptaktivitätszeit vieler Wildtiere markiert.

Während dieser Zeit herrscht im Wald und auf den Wiesen die Rush Hour der Tierwelt, was das Risiko von Wildunfällen erheblich erhöht. Die meisten dieser Unfälle ereignen sich im April und Mai, insbesondere zwischen 5 und 7 Uhr morgens sowie zwischen 21 und 23 Uhr abends, wenn die Dämmerung einsetzt.

Tiere wie Rehe, Füchse, Hasen und Wildschweine folgen weiterhin ihrem natürlichen Rhythmus und sind vor allem in den Morgen- und Abendstunden auf Futtersuche oder auf dem Weg in ihre Tageseinstände unterwegs. Aus diesem Grund ist es für Autofahrer besonders wichtig, vorausschauend zu fahren und ihre Geschwindigkeit anzupassen.

Wildtiere in der Frühe auf Futtersuche

Die Vorsitzenden des Jagdverbandes Donauwörth, Albert Reiner und Robert Oberfrank, betonen, dass mit dem Ende des Winters die Notreserven der Pflanzenfresser erschöpft sind und frisches Grün sowie Streusalzreste sie vermehrt an die Straßenränder locken. Hinzu kommen Revierkämpfe, die dazu führen, dass junge Rehböcke vertrieben werden.

Die Zahl der Wildunfälle in Bayern und ganz Deutschland nimmt bedauerlicherweise zu. Alle zwei Minuten ereignet sich in Deutschland ein Wildunfall mit Rehen, Hirschen oder Wildschweinen.

Die Anzahl der Wildunfälle in Bayern und Deutschland steigt

Experten weisen darauf hin, dass die steigende Mobilität des Menschen die Hauptursache für die Zunahme von Wildunfällen ist. In Bayern allein gab es im vergangenen Jahr rund 80.000 Wildunfälle, davon 1.243 im Landkreis Donau-Ries.

Im Vergleich zu 1975 hat sich die tägliche Verkehrsdichte auf deutschen Bundesstraßen um 60 Prozent erhöht und auf Autobahnen verdoppelt. Gleichzeitig hat sich die Anzahl der Wildunfälle verfünffacht. Seit 1990 ist die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge um rund 60 Prozent gestiegen, von 30 Millionen auf fast 50 Millionen auf deutschen Straßen.

Die Fahrzeuge sind immer schneller unterwegs. Unachtsamkeit und Missachtung von Warnhinweisen sind wichtige Ursachen. Hoher Freizeitdruck im Lebensraum der Wildtiere und die Zerschneidung des Lebensraums durch Straßen tragen ebenfalls dazu bei.

Laut Polizeisprecher Stefan Roßmanith von der PI Donauwörth wurden im Landkreis Donau-Ries im Jahr 2023 1.243 Wildunfälle registriert. Davon entfielen 907 (73 Prozent) auf Rehe, 162 (13 Prozent) auf Hasen und 108 (9 Prozent) auf Füchse oder Dachse. Lediglich 29 (2 Prozent) Zusammenstöße ereigneten sich mit Wildschweinen.

Die beiden Jägervorsitzenden appellieren an alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere in der Dämmerung, besonders auf Landstraßen, an Feldern und in Waldgebieten vorsichtig und mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren. Mangelnde Sensibilität, Unachtsamkeit und unangepasste Geschwindigkeit ist wohl ein häufiger „Mitgrund“ für einen Wildunfall. Die Städte und Gemeinden im Landkreis wollen mit einer Plakataktion (in Zusammenarbeit mit der Polizei) sensibilisieren und auf die Wildunfallsituation hinweisen. „Denk daran: sei bremsbereit!“ – so die Botschaft.

Um auf die Wildunfallsituation aufmerksam zu machen, planen die Städte und Gemeinden im Landkreis Donau-Ries wieder eine Plakataktion in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Landratsamt. Die Botschaft lautet: "Denk daran: sei bremsbereit!"

In der Dämmerung Geschwindigkeit verringern

Viele Autofahrer unterschätzen die Gefahr und fahren trotz der Warnschilder oder blauer Reflektoren an den Leitpfählen viel zu schnell. Die blau schimmernden Reflektoren werden dort montiert, wo Tiere häufig die Straße überqueren und sollen sie abschrecken. Besonders aktiv sind Wildtiere in der Dämmerung am Morgen und Abend.

Neu gebaute Straßen können den Lebensraum von Wildtieren durchtrennen, aber die Tiere folgen oft jahrelang ihren gewohnten Wegen, auch über die Straße. Wildtierfreundliche Bepflanzungen entlang von Straßen wie Streuobstbäume, wilde Kräuter und Blühstreife ziehen Wildtiere magisch an und sollten vermieden werden. Daher fordert der Bayerische Jagdverband das sogenannte Straßenbegleitgrün wildtierunfreundlich zu gestalten. Auch die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft aber auch Spaziergänger mit freilaufenden Hunden treiben immer mehr Wildtiere vor die Autos.

Jägerinnen und Jäger können durch Intensivierung der Bejagung in Straßennähe das Verhalten der Wildtiere beeinflussen. Viele Jäger in Bayern installieren auf eigene Kosten Wildwarnreflektoren oder Duftzäune am Straßenrand, um die Anzahl der Wildunfälle zu verringern.

Bremsen und nicht ausweichen

Viele Fahrer versuchen, einem plötzlich auftauchenden Tier auszuweichen. Experten raten allerdings: bremsen, das Lenkrad gut festhalten und nicht ausweichen - auch bei größeren Tieren. Der Schaden fällt in der Regel geringer aus, als wenn der Wagen ins Schleudern kommt und mit einem entgegenkommenden Auto oder einem Baum kollidiert. Außerdem sollten Autofahrer hupen und das Fernlicht abschalten. Viel Abstand zum vorausfahrenden Wagen schützt vor Auffahrunfällen.

Vorsicht: Wenn ein Tier über die Straße läuft, folgen häufig weitere. Ist eine Kollision nicht mehr vermeidbar, dann das Lenkrad gerade halten und möglichst auf unkontrollierte Ausweichmanöver verzichten.

So verhalten Sie sich nach einem Wildunfall

  • Unfallstelle absichern: Warnblinklicht einschalten, Warndreieck aufstellen
  • Das Tier, sofern möglich, mit Handschuhen bergen und an den Randstreifen schaffen, damit keine Folgeunfälle passieren. Eigene Sicherheit beachten!
  • Polizei benachrichtigen, auch wenn das Tier nach dem Zusammenprall in den Wald flüchtet: Sie meldet den Unfall dem Förster oder Jagdpächter.
  • Ein verletztes Tier weder berühren noch verfolgen oder gar mitnehmen: Verletzungsgefahr für den Menschen und Todesangst für das Wildtier. Wer sich Wild aneignet, macht sich zudem der Wilderei schuldig, Strafanzeige droht.
    Der Förster oder Jagdpächter kümmert sich um die Bergung des verletzten oder toten Tieres.
  • Unfall für die Versicherung dokumentieren: Fotos von Unfallort, Tier und Fahrzeug machen
  • Wildunfall-Bescheinigung von Polizei, Förster oder Jagdpächter ausstellen lassen
  • Versicherung umgehend informieren

Die beiden Jägervorsitzenden betonen: auch die Jägerinnen und Jäger sind aktiv, um die Gefahr von Wildunfällen zu verringern: Sie stellen Reflektoren, Duftzäune und akustische Warnsysteme auf. Das soll das Wild am Überqueren der Straßen hindern. Auch die Nutzung der „wuidi-app“ wird unterstützt. Durch höheren Jagddruck an unfallträchtigen Stellen versucht man situativ die Gefahr einzudämmen.

Die Zusammenarbeit zwischen Verkehrsteilnehmern, Behörden und Jägern ist entscheidend, um die Zahl der Wildunfälle zu verringern und die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. Letztendlich liegt es an jedem einzelnen Verkehrsteilnehmer, durch angepasstes Verhalten und Achtsamkeit dazu beizutragen, Wildunfälle zu vermeiden, denn der Hauptgrund für Wildunfälle ist oft eine zu hohe und unangepasste Geschwindigkeit. (pm)